Samstag, 10. September 2011

Hexen und Tiere - Hexentiere


Den Hexen der alten Zeiten schrieb man immer zu, daß sie Familiare hielten, Tiere, die in der Abwesenheit der Hexe bestimmte magische Dinge für sie ausführten. Diese Tiere wurden – völlig zu Unrecht – später vom aufkeimenden Christentum „verteufelt“. Warum? Weil bewusst alles schlecht gemacht wurde, was den alten Glauben – der Magie und Glauben nicht trennt – betrifft. Manchmal spielte jedoch auch die Angst des Volkes mit hinein.

Klassische Hexentiere sind z.B. schwarze Katzen, Spinnen, Fledermäuse, Raben, Kröten, Eulen, Schlangen und andere.

Auch Fledermäuse gehören zu den mythischen Tieren, um die sich zahlreiche Legenden ranken. So wurden schon früh Teufel und andere Dämonen mit Fledermausflügeln dargestellt. Und auch Vampire verwandeln sich in Fledermäuse, um sich wie sie unauffällig, wie unsichtbar, fortzubewegen und durch die Nacht zu fliegen. Fledermäuse lieben die Dunkelheit und hausen in düsteren Höhlen, weshalb sie schon bei unseren Vorfahren unheimliche Geschichten provozierten. Ihr ungewöhnliches Aussehen flößte den Menschen Furcht ein - und tut es bis heute.

Besonders arg mitgespielt hat man den possierlichen Fledermäusen. Die bei uns ansässigen (meist sehr kleinen, oft nur daumennagelkleinen) Fledermäuse sind keine blutrünstigen Vampire, sondern Insektenvertilger. Wenn man dabei bedenkt, daß eine mittelgroße Fledermaus etwa 300 Insekten (incl. Lästiger Stechmücken, die einen dann nicht mehr stechen können) pro Tag futtert – um so sympathischer werden die Tiere uns erscheinen.

Und wie kommt nun die Fledermaus zu ihrem schlechten Ruf? Ganz einfach – wenn man´s weiß. Es stammt aus der Zeit, in der an Elektrizität noch lange nicht zu denken war. Die Nacht war undurchdringlich, unheimlich. Meist erhellte eine schummrige Kerze die gute Stube recht kärglich, mehr nicht. Die Dunkelheit wirkte auf den Menschen unheimlich. Wer weiß, was sich alles in ihr verbarg. Katzen, Eulen / Käuzchen und auch die Fledermäuse sind nachtaktive Tiere. Das machte den Menschen Angst und Unwohlsein.

Andererseits hatte man von den weisen Frauen und Männern mitbekommen, daß Fledermäuse Nützlinge (keine Schädlinge) sind. Also verhießen sie Glück. Dieser Gedanke ging dann auch schnell in die Volksmagie, den Volksglauben ein.

Das Schlimme dabei: besonders Landwirte versuchten sich im Fangen der possierlichen Tiere. Auf der einen Seite sah man sie weiterhin als „Teufelswerk“ an, auf der anderen als Glücksbringer. Die possierlichen Fledermäuse wurden also gefangen und lebendig (!) an die Pforten von Scheunen oder Bauernhäuser genagelt. Sie blieben daran, bis sie vertrockneten. Man glaube in den Jahren, daß eine Fledermaus das Gehöft, die Scheunen vor Blitzeinschlag und Feuersbrünsten beschützen würde.

Wenn ihr also eine (natürlich künstliche) Fledermaus geschenkt bekommt, so will euch nicht jemand damit ärgern. Einige Menschen kennen noch den alten Brauch, man will euch damit Glück bringen!

Was die faszinierenden Spinnen betrifft (man beachte die filigranen Gebilde der Spinnennetze), so kennt sicher auch jeder den Spruch „Spinne am Mittag bringt Glück den dritten Tag“. Auch Spinnen sind Nützlinge (auch wenn sie oft wegen ihrer 8 Beinchen nicht bei allen Leutchen so beliebt sind) und halten uns lästige Insekten vom Leib.

Trotzdem unterstellte man den weisen Frauen und Männern, daß sie auch diese Tiere - ebenso wie Teile von Fledermäusen – mit in ihre „teuflischen Gebräue“ mit hinein kochen:

„Krötendreck und Spinnenbein, alles muß in den Sud hinein!“

Aber den Hexen unterstellte man ja auch, daß sie aus dem ausgelassenen Fett (christlich) ungetaufter Babies und Kleinkinder oder gehängten Mördern Kerzen und die berüchtigte Hexensalbe machten.

PS. Meine Uroma hat dazu immer mehrfach durchgeseihtes Schweineschmalz genommen, bis es weder Eigengeruch noch Eigengeschmack hatte. Ich persönlich stelle die meisten Salben (auch Hexensalben!) aus Bienenwachs (den es in einer Art Granulat zum Einschmelzen gibt) her.

Da nächste Hexentier ist die (meist schwarze Katze), die – wie der Rabe – in alten Zeichnungen der Hexe auf dem Buckel sitzt. Schwarze Tiere (siehe Rabe) wirkten auf die Menschen vergangener Jahrhunderte unheimlich – die wie Nachtschwärze selbst auch.

Eine schwarze Katze galt deshalb meist als Unglücksbote. Zudem galt eine Katze als unbezähmbar und schlecht einzuschätzen, was man auch den Hexen unterstellte.

Deshalb: „Wenn dir eine schwarze Katze von links über den Weg läuft, gib acht, dass dir danach nichts geschieht!“
Also, meine schwarze Katze Luna läuft mir von links nach rechts, von rechts nach links über den Weg und hin und her. Und ich freue mich darüber. Sie ist ein liebes Tier und so gar nicht dämonisch. Aber vielleicht sehe ich das deshalb, weil ich Hexer bin. ;-)

Die Hundebesitzer nehme ich da nicht aus. Größere schwarze Hunde wurden gern als „Höllenhunde“ angesehen. Wie gesagt, die Farbe schwarz.

Na ja, auch die armen Kröten kamen nicht so ganz gut weg. Man unterstellte, sie kämen auch in den Hexensud – am Stück oder ein Einzelteilen. Um festzustellen, ob eine Dame schwanger war, musste sie im Beisein der Hexe auf eine Kröte urinieren. Schwolll das arme Tier daraufhin an, war die Dame schwanger. Und es gab und gibt eine Menge Kräuter große Mengen an Petersilie waren da noch harmlos), die man gegen eine Schwangerschaft nehmen konnte und von den Hexen erhielt. Nicht immer waren Babies gewollt. Gerade im Mittelalter konnte sich eine Frau nicht erlauben, unverheiratet schwanger zu werden. Sie wäre an den Pranger gekommen, von der Dorfgemeinschaft ausgestoßen worden und natürlich gesellschaftlich geschnitten worden. Ab und einsam in den nahen, dunklen Wald - auf immer!

Warum gab es eigentlich diese fürchterliche Angst vor den weisen Frauen und Männern, den Hagazussen?

Jede Krankheit sah man als „gottgewollt“ an. Und da gab es doch tatsächlich Frauen und Männer, die hatten hier ein Tränklein, dort ein Pülverchen … und Menschen wurden gesund. Daß es gutes Heil- und Kräuterwissen war, interessierte nicht wirklich. Diese „unheimlichen Menschen“ hatten sich gegen den christlichen Gott aufgelehnt. Und wer Menschen (angeblich gegen Gottes Wille) heilen konnte, dem war noch weitaus mehr zuzutrauen!

Auf der anderen Seite nutzte man wiederum sehr gern deren Hilfe und Unterstützung, wenn es um eigene Belange ging.

Den Hexen (weiblich wie männlich) unterstellte man, daß sie ihre Familiare (also Tiere, die sie sich hielten) nachts gezielt aussandten, um ihren magischen Willen in die Realität zu bringen. Gern in diesem Zusammenhang genannt wurden Katzen, Eulen, Schlangen und Raben (galten jahrhundertelang für das Christentum als Todesbringer und Unglücksboten) genannt. Außerdem sind Raben / Krähen sehr gelehrige Tiere, die sogar primitive Werkzeuge einzusetzen wissen, um ihre Ziele zu erreichen. Ich habe einmal einen Raben dabei beobachtet, wie dieser eine Nuß unmittelbar vor ein Autorad platzierte. Nach der Devise: irgendwann wird das Auto schon anfahren – und meine Nuß ist geknackt.

Alles in allem ist die Betrachtung zwischen Hexen (weiblich wie männlich) und ihren Haustieren ein interessantes Thema – und nicht nur aus geschichtlicher Sicht.

Und jetzt werde ich erst einmal meine schwarze Katze füttern gehen, schließlich muß sie bei Kräften bleiben. Sie muß heute Nacht noch einiges für mich erledigen …

Euer Maran

;-)