Sonntag, 30. Oktober 2011

Die Hexenflasche



Ein von Hexen traditionell verwendetes Werkzeug der Zauberei ist die Hexenflasche. Ich habe mir einige wirklich sehr alte Hexenflaschen aus vergangenen Jahrhunderten im Hexen-Museum des historischen Städtchens Rothenburg ob der Tauber anschauen können. Leider durch eine dicke Glasscheibe von mir getrennt. Rothenburg selbst scheint wie im Mittelalter stehengeblieben zu sein. Eine solche Hexenflasche bestand in den alten Zeiten aus Glas, Silber, Messing oder Eisen. Die Herstellung einer Hexenflasche ist eine Art von Gegenzauber, die nur wenig bekannt ist. Wird jemand von einem Schadenszauber belegt, so kann derjenige zu einer Hexe gehen und sie darum bitten einen Gegenzauber auszuüben, damit derjenige wieder völlig unbelastet sein Leben weiterleben kann. Es gibt nur meist eine kleine Schwierigkeit in der Beschaffung der dazu benötigten Gegenstände. Damit der Zauber der Hexenflasche auch wirksam wird, muss sie traditionell, von der Hexe mit Haaren, Nägeln, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten vom Opfer gefüllt werden. Heutzutage ist es allerdings nicht so leicht, solche Dinge zu besorgen, daher verwendet man heute auch ein Foto, einen Faden vom Stoffstück der Kleidung, ein Stück Papier mit der Handschrift, oder z.B. einen Zigarettenstumpen, der Speichelreste trägt vom Opfer.

Gelang der Zauber, dann war die Hexenflasche ein wirksames Mittel gegen alle schadensbringenden magischen Angriffe.

Sollte der magische Angreifer zudem angelockt werden, um ihn dingfest und seinen Zauber unschädlich zu machen, so gab man noch magische Formeln und auf bestimmte Weise erhitzten Kräutersud den Haaren, Nägeln oder Blut dieser Person hinzu. Wenn das Gebräu exakt um Mitternacht gekocht wurde, dann zog es den Übeltäter unweigerlich zum Schauplatz des Rituals.

In der Zeremonie, in der die Hexenflasche hergestellt wird, ruft die Hexe ihre zugetanen Götter und Geister an und bittet sie um ihre Hilfe, den Schadenszauber aufzulösen und ihn dahin zu schicken, wo er her kam. Alle besorgten Gegenstände werden dabei in die Flasche gefüllt. Dann verschließt man die Flasche mit einem Korken und versiegelt sie zusätzlich mit Siegellack (oder Wachs). Um die Flasche noch wirkungsvoller zu machen, kann man außen an der Flasche noch kraftvolle Symbole (wie Jupitersiegel, Hexendreier, gestürztes Pentagramm oder u.a.) anbringen. Dann übergibt die Hexe dem Hilfesuchenden die Flasche. Nun muss derjenige nur noch die Flasche in einer Vollmondnacht, an einem nur ihm bekannten Ort vergraben. Nach 7 mal 7 Tagen löst sich der Schadenzauber völlig auf, das besagt zumindest eine alte Überlieferung.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass eine Hexenflasche auch selbst Gegenstand eines Schadenszaubers sein konnte, der drei Monate lang sein Opfer plagen sollte. Dazu wurde eine Flasche, idealerweise eine aus der Erde gegrabene, gereinigt, signiert und wie oben beschrieben mit Körperflüssigkeiten und anderen Dingen gefüllt, hinzu kam etwas eisenhaltiges, dessen Rosten im Sinne eines alchemistischen Prozesses das Gerät weiter auflud. Nicht zu vergessen ist, bei der Herstellung häufig und regelmäßig daran zu denken, was dem Opfer widerfahren sollte. Ist alles erledigt wurde ein Fluch auf Papier geschrieben und mit weiteren Ritualen mit der Hexenflasche verbunden und diese dann in der Nähe des Opfers untergebracht. Sobald sich das Opfer das erste Mal der Hexenflasche näherte, begann der Fluch zu wirken und hörte nach den drei Monaten auf, so daß die Flasche praktischerweise nicht geborgen zu werden brauchte.

Na ja, diese Dinge aus den dunklen Bereichen der Magie sollte man allein schon aus Selbstschutz für die eigene Seele nicht praktizieren. Ich selbst bitte in einem Ritual um Gerechtigkeit, die in jedem Fall siegen wird.
Hier findet der geneigte Leser ein paar Anregungen für verschiedene Hexenflaschen, die selbst hergestellt werden können.

Euer Hexer MARAN


PS. Dieser Text von mir wurde bereits im jahre 2004 in der Hexenzeitung ESBAT veröffeltlicht. (C) www.Hexer-Maran.com