Sonntag, 30. Oktober 2011

Die Hexenflasche



Ein von Hexen traditionell verwendetes Werkzeug der Zauberei ist die Hexenflasche. Ich habe mir einige wirklich sehr alte Hexenflaschen aus vergangenen Jahrhunderten im Hexen-Museum des historischen Städtchens Rothenburg ob der Tauber anschauen können. Leider durch eine dicke Glasscheibe von mir getrennt. Rothenburg selbst scheint wie im Mittelalter stehengeblieben zu sein. Eine solche Hexenflasche bestand in den alten Zeiten aus Glas, Silber, Messing oder Eisen. Die Herstellung einer Hexenflasche ist eine Art von Gegenzauber, die nur wenig bekannt ist. Wird jemand von einem Schadenszauber belegt, so kann derjenige zu einer Hexe gehen und sie darum bitten einen Gegenzauber auszuüben, damit derjenige wieder völlig unbelastet sein Leben weiterleben kann. Es gibt nur meist eine kleine Schwierigkeit in der Beschaffung der dazu benötigten Gegenstände. Damit der Zauber der Hexenflasche auch wirksam wird, muss sie traditionell, von der Hexe mit Haaren, Nägeln, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten vom Opfer gefüllt werden. Heutzutage ist es allerdings nicht so leicht, solche Dinge zu besorgen, daher verwendet man heute auch ein Foto, einen Faden vom Stoffstück der Kleidung, ein Stück Papier mit der Handschrift, oder z.B. einen Zigarettenstumpen, der Speichelreste trägt vom Opfer.

Gelang der Zauber, dann war die Hexenflasche ein wirksames Mittel gegen alle schadensbringenden magischen Angriffe.

Sollte der magische Angreifer zudem angelockt werden, um ihn dingfest und seinen Zauber unschädlich zu machen, so gab man noch magische Formeln und auf bestimmte Weise erhitzten Kräutersud den Haaren, Nägeln oder Blut dieser Person hinzu. Wenn das Gebräu exakt um Mitternacht gekocht wurde, dann zog es den Übeltäter unweigerlich zum Schauplatz des Rituals.

In der Zeremonie, in der die Hexenflasche hergestellt wird, ruft die Hexe ihre zugetanen Götter und Geister an und bittet sie um ihre Hilfe, den Schadenszauber aufzulösen und ihn dahin zu schicken, wo er her kam. Alle besorgten Gegenstände werden dabei in die Flasche gefüllt. Dann verschließt man die Flasche mit einem Korken und versiegelt sie zusätzlich mit Siegellack (oder Wachs). Um die Flasche noch wirkungsvoller zu machen, kann man außen an der Flasche noch kraftvolle Symbole (wie Jupitersiegel, Hexendreier, gestürztes Pentagramm oder u.a.) anbringen. Dann übergibt die Hexe dem Hilfesuchenden die Flasche. Nun muss derjenige nur noch die Flasche in einer Vollmondnacht, an einem nur ihm bekannten Ort vergraben. Nach 7 mal 7 Tagen löst sich der Schadenzauber völlig auf, das besagt zumindest eine alte Überlieferung.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass eine Hexenflasche auch selbst Gegenstand eines Schadenszaubers sein konnte, der drei Monate lang sein Opfer plagen sollte. Dazu wurde eine Flasche, idealerweise eine aus der Erde gegrabene, gereinigt, signiert und wie oben beschrieben mit Körperflüssigkeiten und anderen Dingen gefüllt, hinzu kam etwas eisenhaltiges, dessen Rosten im Sinne eines alchemistischen Prozesses das Gerät weiter auflud. Nicht zu vergessen ist, bei der Herstellung häufig und regelmäßig daran zu denken, was dem Opfer widerfahren sollte. Ist alles erledigt wurde ein Fluch auf Papier geschrieben und mit weiteren Ritualen mit der Hexenflasche verbunden und diese dann in der Nähe des Opfers untergebracht. Sobald sich das Opfer das erste Mal der Hexenflasche näherte, begann der Fluch zu wirken und hörte nach den drei Monaten auf, so daß die Flasche praktischerweise nicht geborgen zu werden brauchte.

Na ja, diese Dinge aus den dunklen Bereichen der Magie sollte man allein schon aus Selbstschutz für die eigene Seele nicht praktizieren. Ich selbst bitte in einem Ritual um Gerechtigkeit, die in jedem Fall siegen wird.
Hier findet der geneigte Leser ein paar Anregungen für verschiedene Hexenflaschen, die selbst hergestellt werden können.

Euer Hexer MARAN


PS. Dieser Text von mir wurde bereits im jahre 2004 in der Hexenzeitung ESBAT veröffeltlicht. (C) www.Hexer-Maran.com

Freitag, 21. Oktober 2011

Samhain - Halloween ... in echt ???


Wir alle wissen wohl, daß das Christentum uns manche Feiertage "gestohlen" hat, um sich selbst damit zu schmücken (Ostara wurde zu Ostern, das Yulfest zu Weihnachten usw.). Auch das Erntedankfest beruhen auf das Schnitterfest und Marbon, wie wir wissen. Weil die Menschen damaliger Zeiten an ihren alten Riten fest hielten, hat man die Dinge einfach "umbenannt". So wurden bestimmte Dinge weiterhin vom Volk gefeiert.

Eine Ausnahme ist vielleicht Pfingsten (was ausnahmsweise keine heidnische Entsprechung hat) - und Allerheiligen.

Gefürchtet war für das Christentum schon lange Samhain. Man sagte sich schon immer, daß an Samhain, dem 31. Oktober, die "Wände zur Anderswelt" besonders dünn seien. Man wahrsagte in dieser Nacht, gedachte / gedenkt den Verstorbenen und die naturreligiösen Hexen machen ein Fest ohne Gleichen daraus. Auf dem Jahresrad steht Samhain dem Hexenfest Beltane (auch Walpurgisnacht genannt) gegenüber.

Das noch junge Christentum fürchtete den ausgelassenen "Tanz der Hexen" - und bot "alle Heiligen" auf, um sich davor zu schützen. Deshalb nennt man im Christentum den auf die Nacht der Hexen am 31. Oktober, den darauf folgenden 1. November, ALLERHEILIGEN.

Die keltischen Druiden kannten dieses Fest nicht und die alten Hexen würden ganz erstaunt auf das bunte Treiben der verkleideten Kinder schauen, die durch die Nacht tanzen.

Dort wo einst uralte Magie über das Land herrschte, erschallt fröhliches Kinderlachen, doch auch auf diese Weise wird die Nacht geehrt, genau so, wie es einst unsere Ahnen taten.

Wenn man sich auf die Suche nach den Wurzeln von Halloween begibt, unternimmt man eine Reise in die europäische Frühkultur, und es ist gar nicht so einfach wie man glaubt, wie immer wenn man sich mit Geschichte beschäftigt:

Nur allzu oft wurden vergangene Ereignisse von Menschen schriftlich festgehalten, die ein bestimmtes Ziel verfolgten, oder die Geschichte so darstellten, wie sie sie gerne hätten, und nicht so wie sie sich wirklich abgespielt hat. Vielfach haben wir es auch mit schlechter Recherche zu tun – nicht korrekt wiedergegebenen Informationen, die dann von anderen als angeblich verlässlich zitiert werden.

Wie also die verzerrten Fakten, die verwässerten Mythen und die verdrehte Wahrheit entschlüsseln, wie Fakten von Fiktion trennen ? Meist wird es uns nur gelingen, wenn wir selbst gründlich in der Vergangenheit graben.

Halloween hat, wie die meisten Feste eine lange Herkunftsgeschichte, und wenn wir tief genug graben , entdecken wir, das sich Halloween auf drei Wurzeln stützt

* europäische vorchristliche Praktiken
* christliche Praktiken
* und Praktiken der amerikanischen Urbevölkerung

Aus diesen Wurzeln wächst ein Baum der unsere moderne Auffassung von Halloween darstellt. Und um das Ganze noch verwirrender zu gestalten möchte ich euch gleich zu Anfang verraten, dass Halloween und das Erntedankfest praktisch die gleichen Ursprünge haben.

Also machen wir uns gemeinsam auf einen Rundflug mit dem Hexenbesen, zurück auf eine Reise in die Geschichte, in eine Zeit lange vor dem Aufstieg des römischen Reiches und des Christentums, zurück in eine Zeit, wo es nur mündliche Überlieferung gab.

Historiker und Archäologen gehen davon aus, dass das ursprüngliche Fest 4000 v. Chr.

entstanden ist. Eigentlich bemerkenswert, wenn wir heute Halloween feiern, nehmen wir an einem Fest teil das 6ooo Jahre Krieg, Hungersnöte, religiöse und politische Verfolgung und menschliche Leidenschaften überdauert hat.

4000 vor Christus sind wir unter unseren Vorfahren gelandet, sie waren in Stammesverbänden zusammengeschlossen und sie teilten das Jahr nur in zwei Hälften, und kannten eine helle Jahreszeit und eine dunkle Jahreszeit.

Im Frühling (dessen Fest sie etwa um die Zeit der heutigen Maifeiertage begingen) trieben sie ihr Vieh hinaus auf die Weiden, in dieser Zeit wurde Belthaine gefeiert, um die helle Jahreszeit zu begrüßen.

Ende Oktober, in der Zeit wo wir heute Halloween feiern, trieben die Menschen ihr Vieh wieder in die sicheren Stallungen zurück, weil sie wussten, dass die Erde sich langsam auf ihren langen Winterschlaf vorbereitete, sie feierten das Ende der Erntezeit.

Stellen wir uns also vor, wir befinden uns mit unseren Vorfahren auf einem Hügel, ringsherum lodern Freudenfeuer und die Menschen tanzen und lachen.

Für unsere Vorfahren war das Feuer ein lebendiges Symbol für das Göttliche, sie zündeten Feuer an um die Glut der Sonne und das Funkeln der Sterne nachzuahmen, während der gesamten Menschheitsgeschichte symbolisierte das Feuer Reinigung und Transformation, es ist also nicht verwunderlich, das es Eingang in viele religiöse Feste fand.

Die Kelten sind ein sehr altes Volk und sie verbreiteten sich in zwei aufeinander folgenden Wellen über ganz Europa aus. Wir befinden uns in einer Zeit so um 2300 v.Chr.

Im östlichen Mittelmeerraum drangen die Kelten bis nach Spanien vor, von dort besiedelten sie später Irland und die britischen Inseln, weiters siedelten sie in ganz Nord- und Mitteleuropa und breiteten sich bis Anatolien und Palästina aus.

Die Kelten gelten als eine Untergruppe der Indogermanen, sie betrieben Viehzucht und Ackerbau und hatten eine Religion.

Die indogermanische Gesellschaft war nach einem Kastensystem aufgebaut, in dem die sozialen, politischen, magischen und religiösen Funktionen eine klar definierte Rolle inne hatten.

Die keltischen Völker feierten vier Feste, die so genannten Feuerfeste, die heute als SAMHAIN, LICHTMESS, BELTANE und LUGHNASADH bekannt sind.

Dazu kamen die beiden Sonnenwendfeste und die Tag-und Nachtgleichen, die ebenfalls feierlich begangen wurden.

Da wir uns heute aber mit Halloween beschäftigen, wollen wir auf die anderen nicht näher eingehen, sondern sind bei einem Fest zu Gast, das den Namen Samhain trägt.

Es wird am Ende der hellen Jahreszeit begangen und ist zugleich das keltische Neujahrsfest.

Die beherrschende Themen von Samhain sind:

* Die Ehrung der Toten,
* Der Dank über die eingebrachte Ernte
* und das Vorhersagen der Zukunft.

Das Wort Samhain bedeutet soviel wie "ALLERSEELENFEST".

Legenden nach wurden zu Samhain alle Herdfeuer gelöscht und dann von einem zentralen Notfeuer aus neu entfacht. Die Kelten glaubten, das sich zu Samhain Risse in der reellen Welt auftaten und so die Verstorbenen einen Weg aus dem Land der Toten in die Welt der Lebenden fanden, die Kelten glaubten an ein Leben nach dem Tod.

Besonders wichtig ist, dass die Kelten den Tod nicht fürchteten, und auch nicht ihre Toten, die zu Samhain die Grenze zwischen Himmel und Erde überschritten. Im Gegenteil es war üblich die Verstorbenen mit etwas Speise zu begrüßen , die ihnen hingestellt wurde.

( Daraus entwickelte sich dann später der Brauch der Kinder um "Süßes oder Saures " zu betteln)

Mit dem Glauben, das die Toten die Lebenden besuchten, ging die Vorstellung einher, von ihnen Informationen über die Zukunft erhalten zu können, darum wurde Samhain ein Fest der Wahrsagerei und der Zukunftsschau.

Der Glaube an Dämonen und Teufel war den Kelten fremd, sie glaubten an Feen, die in den Feenhügeln hausten.

Manche der Feen galten als feindselig, weil sie an Samhain herumzogen und die Menschen ärgerten oder Unheil stifteten oder sie sogar entführten. Aus dieser Vorstellung entstammen aber alle die gruseligen Geschichten, die man heute mit Halloween verbindet.

Die üblen Streiche wurden natürlich in Wahrheit von ganz normalen Menschen angezettelt, und dienten den Kelten offenbar als Mittel, noch mal tüchtig über die Stränge zu schlagen, ehe die düstere Zeit des Winters anbrach, oder manchmal auch dazu um Menschen, die gesellschaftliche Vorschriften missachtet hatten, eine Lehre zu erteilen.

Ist es etwa sonderbar, gruselig oder anstößig dass unsere europäischen Vorfahren einen besonderen Feiertag hatten um die Verstorbenen zu ehren ?

NEIN , denn solche Praktiken sind in beinah allen Kulturen und Religionen weltweit anzutreffen.

Machen wir kurz einen Abstecher ins alte Rom.

Zwischen 14 und 37 nach Christi begann das Christentum seinen Aufstieg im römischen Reich, es sollte aber noch dreihundert Jahre dauern, bis es sich das Christentum durchsetzte. Im Jahre 41 n. Chr. machte sich Claudius einen Namen im römischen Senat, weil es ihm gelang Brittanien zu unterwerfen.

Auch die Römer feierten Erntedank, es war das Fest der Pomona und wurde am 1. November gefeiert und in alle eroberten keltischen Gebieten eingeführt.

Da das Fest der Pomona etwa zur gleichen Zeit stattfand wie das keltische Samhain, fiel es den Kelten nicht schwer, die beiden Feiertage zu einem zu verbinden.

Im ersten Jahrhundert nach Christi lebten Römer und Kelten gemeinsam in einem großen Teil der ehemals keltischen Welt, wodurch das weitere Überleben des alten Erntedankfestes Samhain gesichert war.

Die Römer drangen nie nach Irland vor, daher kam es auf dieser Insel keine Überlagerung von römischer Folklore und irischer Mythologie.

Ungefähr 314 n. Chr. erklärte Konstantin der Große das Christentum zur römischen Staatsreligion, womit die keltische Religionsausübung nicht mehr zugelassen war.

Das Schicksal des alten Samhainfestes war besiegelt, da die Römer begannen die keltischen Priester und Priesterinnen (Druiden) systematisch zu ermordeten, wodurch die religiöse Organisation der Kelten zerfiel.

Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. breitete sich das Christentum nun auch in Irland aus, da die keltischen Völker anderen Religionen gegenüber tolerant waren, gab es anfangs keine Probleme, doch während das Christentum in der Gesellschaft an Boden gewann, ergab sich für die Kirchenoberen ein Problem, die Iren weigerten sich standhaft, ihre Feiertage und ihre traditionellen Bräuche aufzugeben.

Um dem Volk die neue Religion "schmackhaft" zu machen, wurden die keltischen Feiertage

umfunktioniert: Das germanische JULFEST (25. Dezember = Geburt des Sonnengottes) wurde zu Weihnachten, aus dem keltischen OIMELC wurde Ostern und aus SAMHAIN wurde eben Allerheiligen.

Damit sich die keltischen Völker besser einfügen würden, wurde ihnen erklärt, das ihre Feen in Wirklichkeit Dämonen und Teufel wären, eine Vorstellung die ihnen zuvor fremd ge war, und das es sich bei den geliebten Verstorbenen um schreckliche Geister und Unholde handle. Das frühe Christentum brachte irrtümlich das keltische Land der Toten mit der christlichen Hölle in Verbindung - und so hielt die Vorstellung des Bösen Einzug, das zwar einem reellen Hintergrund entbehrte, dafür aber ausschließlich auf Angstmacherei basierte.

Religiöse Überzeugungen haben nichts mit genetischen Anlagen zu tun, deshalb sollte uns nichts zu der Annahme verleiten die Kelten seien dumm und die Christen seien ihnen überlegen gewesen, aber wenn der Staat dir sagt, dass du entweder den staatlich verordneten Glauben annehmen musst oder mit dem Tod bestraft wirst, dann wirst du normalerweise lieber glauben als sterben.

Was haben nun Hexen mit dem Ganzen zu tun ?

Frauen und Männer , die Magie praktizierten, Kranke heilten und Weissagungen betrieben hat es in allen Kulturen überall auf der Welt gegeben, und natürlich gab es sie auch bei den keltischen Völkern in Irland, Schottland, England, Frankreich, Spanien, Deutschland und Österreich. Hexerei ist keine Religion, sondern ein magisches System und als solches fester Bestanteil aller religiösen Mythen.

Wenn wir alte Religionen überall auf der Welt studieren, stellen wir fest, das in den meisten Traditionen Männer und Frauen gleichermaßen anerkannt und respektiert wurden, es war auch Frauen möglich hohe Ämter innerhalb der Hierarchie zu bekleiden, ganz anders verhielt es sich im römischen Reich und auch im Christentum, das eine aus der römischen Kultur übernommene Machtstruktur hatte. Obwohl Christus sich deutlich gegen die Unterdrückung von Frauen durch Männer ausgesprochen hatte, wurde seine Lehre durch seine Nachfolger, dem damaligen gesellschaftlichen Rahmen angepasst, wonach Frauen ins Haus gehörten und dem öffentlichen Leben ausgeschlossen waren.

So lehrte die Kirche beispielsweise damals, dass Frauen keine Seele besäßen und deshalb auch keinen Wert hatten, von da an war es nur ein kleiner Schritt, die Frauen zu "verteufeln".

Historiker gehen davon aus, dass in der finsteren Zeit der Hexenprozesse 1,5 Millionen Frauen und Kinder ermordet wurden.

Die schlimmsten Verfolgungen fanden zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert statt, als die Fanatiker ihre Arbeit getan hatten, war der Anteil der weiblichen Bevölkerung in Europa bedrohlich gesunken und von den weisen Frauen und Heilerinnen hatte praktisch keine Einzige überlebt. Während des 18. Jahrhunderts verebbte dieser Schrecken allmählich.

1736 wurde in England die Todesstrafe für Hexerei aufgehoben.

Was ließ die Verfolgung zum Stillstand kommen ?

In erster Linie der Selbsterhaltungstrieb der Überlebenden. Ein Historiker hat das Thema Hexenverfolgung einmal so kommentiert : " Noch nie zuvor befanden sich so viele Menschen über einen solangen Zeitraum hinweg im Irrtum!"

Warum also wurde die Hexe zum Inbegriff des Bösen und warum brachten sie die religiösen Führer hauptsächlich mit Halloween in Verbindung ?

Ganz einfach, die keltischen Frauen waren die Stützen des Familienverbandes und waren nicht bereit ihre Tradition und Lebensweise aufzugeben, die Kelten legten großen Wert auf freies Denken und freie Rede. Die nachfolgenden Systeme hielten von solchen Freiheiten überhaupt nichts und betrachteten alles als "böse", was der nicht der offiziellen Lehrmeinung folgte. Daher wurden die Hexen ( und somit keltische Frauen generell ) als böse eingestuft. Und da Samhain das wichtigste Fest der Kelten war, kam es zur Verbindung der Hexe mit Halloween.

Die Einführung des Allerheiligen Festes wird Papst Bonifatius dem IV. zugeschrieben, der am 13. Mai 610 , das römische Pantheon, den Tempel der Römer, zur Kirche der heiligen Jungfrau und aller Märtyrer weihte. Dieser Tag sollte dem Gedenken aller Toten geweiht sein, die für ihren Glauben gestorben waren.

Später, im siebenten Jahrhundert, wurde Allerheiligen von Papst Gregor dem III. auf den

1. November verlegt, weil sich die Kelten weigerten ihr Samhainfest aufzugeben.

Trotz des praktizierten Christentums fanden in Europa weiterhin vorchristliche Erntedankfeste statt.

Durch Papst Gregor IV. wurde Allerheiligen im Jahr 835 offiziell als Feiertag gebilligt.

Aus dem englischen Namen für den Abend vor dem Allerheiligenfest, All Hallows Eve, entwickelte sich das Wort Halloween.

Mit Allerseelen verhielt es sich etwas anders. Dieser römisch-katholische Feiertag fällt auf den 2. November, an diesem Tag wurden traditionell Gebete und Almosen denjenigen Verstorbenen gewidmet, die im Fegefeuer festsaßen. Die Gelehrten streiten sich wann dieser Feiertag nun wirklich entstanden ist , fest steht das Papst Sylvester II. den Feiertag offiziell anerkannte so um ca.1000 nach Christi.

Am 31. Oktober 1517 rief Martin Luther eine religiöse Reformationsbewegung ins Leben, die für viele Europäer das Ende von Allerheiligen und Allerseelen bedeutete.

Doch alte Sitten sind zählebig und auch die protestantischen Christen feierten weiterhin munter ihre Erntedank und Totengedenkfeste.

Auch in unserem Kulturraum gibt es Aufzeichnungen von alten "Heischebräuchen" , in denen Kinder schon im Mittelalter zu Allerheiligen durch die Straßen zogen und um Almosen baten. Um 1511 war es zum Beispiel üblich, Brot für alle christlichen Seelen zu backen und anschließend zu verteilen.

In den folgenden Jahrhunderten wurden an Halloween, wie auch an Weihnachten zahlreiche Bräuche neu eingeführt, andere wiederum aufgegeben, ganz wie es die gesellschaftliche Entwicklung und die religiösen Vorschriften erforderten.

Vermutlich wäre Allerheiligen für all die verschiedenen Richtungen der europäisch-christlichen Religion ein Fest geblieben, bei dem man für die Toten betet und die ländliche Bevölkerung hätte das Ende der Erntezeit gefeiert, hätten nicht die historische Ereignisse zur Entwicklung des heutigen Halloweens geführt .

Wie ihr nun gesehen habt, hängen Feiertage sehr stark von den in der jeweiligen Epoche herrschenden religiösen und politischen Mächten ab. Im 17. Jahrhundert war das Wort Samhain außer Gebrauch gekommen und wurde von Allerheiligen überlagert.

Kommen wir nun nach Amerika, wo ja die Ursprünge des heutigen Halloweens liegen.

Obwohl manche Forscher behaupten, die Iren hätten Halloween mitgebracht, lassen sich die ersten Hinweise auf Halloween in Amerika keiner bestimmten Volksgruppe zuordnen.

Die ersten europäischen Siedler landeten 1607 in Virginia, Menschen aus England, Deutschland, Polen, Frankreich und Schottland kamen dorthin, zusammen mit einer großen Zahl Afrikaner, die diese Reise nicht freiwillig unternommen hatten.

Regierung und Gesellschaftsform orientierten sich an der englischen Form der Hierarchie, wodurch die im Katholischen wurzelnde , anglikanische Kirche zur bestimmenden religiösen Form wurde. Obwohl die Anglikaner alle Heiligen aus ihrer Religion verbannten, begingen sie doch Allerheiligen als offiziellen und Allerseelen als inoffiziellen Feiertag.

William Penn holte ab 1683 freiheitsuchende Menschen aus Europa in seine Wälder .2500 Menschen aus England, Irland, Wales und dem deutschen Reinland gelangten so nach Pennsylvania.

Die Deutschen stellten dabei den größten Anteil, und in den Jahren 1700-1799 kamen immer wieder neue Siedlerwellen aus Deutschland hinzu.

1720 erreichte eine zweite Welle irischer Siedler Philadelphia sie ließen sich in den Appalachen nieder. Die deutschen und die irischen Siedler verfügten über ein gemeinsames keltisches Erbe, daher ähnelten sich viele ihrer Volksbräuche, wozu auch Allerheiligen-Feierlichkeiten und Erntedankfeste zählten.

Während der religiösen Toleranz der Quäkeregierung, die bis 1756 andauerte, florierte Halloween in allen deutschen und irischen Siedlungen. In Pennsylvania fanden aber auch viele andere kleinere religiöse Gruppen freundliche Aufnahme, was zu einer bunten, lebendigen Mischung von Erntedankfest und Totengedenkfeiern führte.

Von 1684 bis 1845 war Halloween eine Art lokales Fest, das je nach religiösem Bekenntnis und der Zusammensetzung der örtlichen Kommune gefeiert wurde.

Zwei Halloweenbräuche traten dabei in den Vordergrund, die sich zu den beliebtesten Elementen unseres modernen Halloweens entwickeln sollten:

Die "Mischief Night"( die Nacht in denen Leute ein Streich gespielt wurde) und

öffentliche verkleidete Umzüge.

Viele Streiche der deutschen, schottischen oder irischen Siedler wurden zum Allgemeingut etwa Toilettenhäuschen umwerfen, Kutschen auseinander zu nehmen. oder Kühe an Kirchenglocken zu binden. Diese Streiche erfüllten oft gesellschaftliche Funktionen, die dazu dienten, einem Nachbarn zum Beispiel, der sich unsozial verhielt, auf milde Art und Weise zurecht zu weisen.

Während einer solchen Nacht der Streiche muss es den Kindern so vorgekommen sein, als wäre plötzlich alles normalerweise Ungesetzliche erlaubt. An den Haustoren wird Klingelgauner gespielt, Gartentüren werden ausgehängt, Türklingen mit Kleister beschmiert.

Nachbarskinder machten sich einen Spaß daraus mit Kreide Bilder auf die Gehsteige zu malen.

In ganz Amerika wurden Halloweenpartys beliebt, es werden Volkstänze dargeboten und Erntedank gefeiert, Gruselgeschichten erzählt und Wahrsagerei betrieben.

Wir haben es hier jedenfalls eindeutig mit den Anfängen eines allgemeinen, von allen religiösen Bekenntnissen akzeptierten Festes zu tun.

Es ist zwar noch nicht ganz Halloween, wie wir es heute kennen, aber dieses Fest und die fröhlichen Streiche waren der Katalysator für unser modernes Halloween.

Von 1820 bis 1870 kamen fast 7,4 Millionen Menschen aus aller Welt nach Amerika.

Jede dieser ethischen Gruppen brachte ihre eigene volkstümliche Tradition mit, wodurch dem Halloweenfest neue Elemente hinzugefügt wurden.

Als die industrielle Revolution Amerika erfasste, sehnten sich viele Menschen nach den einfacheren, überschaubareren Zeiten zurück. Um 1870 hielt Halloween Einzug in die amerikanische Oberschicht, wo man es als schlichten , unterhaltsamen englischen Brauch ansah. Für die viktorianische Ober-und Mittelschicht war es wesentlich, Halloween von allen Assoziationen zu Tod, Hexerei, Opfer und Zerstörung zu säubern, es wurde der heitere, unterhaltsame Teil betont, man feierte Kostümfeste, die die Jugend als Gelegenheit benutzte, Liebesbande zu knüpfen.

Inzwischen sind wir im Jahr 1890 gelandet, in vielen Zeitschriften gibt es Tipps für Halloweenpartys abgedruckt, unter anderem Kochrezepte, Wahrsagespielchen und Bastelanleitungen für Laternen,...

Die viktorianischen Eheanbahnungspartys sind schon längst passé und von nun an erobern die Kinder das Fest für sich.

Ab 1910 entdeckte die Wirtschaft Halloween für sich : Kostüme, Lärminstrumente, Süßigkeiten, damit ließ sich gutes Geld verdienen, da Halloween jetzt vermehrt als Kinderfest gesehen wurde, kamen die alten Wahrsagespielchen, Partnersuch- und Kussspiele aus der Mode, denn sie galten nicht als kindgerecht.

1921 fanden die ersten großen Halloweenumzüge mit Festwagen und Blaskapellen statt.

Das Halloweenfest wurde zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens.

Einen schweren Rückschlag für Halloween bedeutet es als man die Nacht des 30. Oktober offiziell zur "Mischief Night" erklärte. Die meisten Streiche waren zwar harmlos , aber in manchen Orten gerieten die Dinge außer Kontrolle und der Unfug weitete sich zu handfestem Vandalismus aus. Leider nutzten auch militante Gruppen wie der Ku-Klux-Klan die Mischief-Night für ihre Zwecke und begingen im Schutz von Halloween schreckliche Verbrechen.

Ab 1925 riefen Vereine, wie die Rotarier, der Lionsclub, Kiwanis und Pfadfinder zu gut organisierten Kampagnen auf, die Verantwortungssinn demonstrierten und zu Gemeinschaftssinn aufriefen. Die Stadt- und Bezirksbehörden veranstalteten die "Trick or Treat"- Abende, um Jugendliche von zerstörerischem Tun abzuhalten. Zu Beginn der 30-iger Jahre waren die herumziehenden Kinder fester Bestandteil der amerikanischen Kultur geworden. Dann folgte der Eintritt Amerikas in den zweiten Weltkrieg, was die Öffentlich zusätzlich sensibilisierte.

"Aus Autoreifen Luft heraus zu lassen ist kein Scherz mehr, es ist Sabotage. Fenster mit Seife zu beschmieren ist in diesem Jahr auch nicht komisch. Die Regierung benötigt Seife und andere Fette für den Krieg. Auch nachts an Haustüren zu klingeln ist kein Scherz, denn vielleicht stört ihr den Schlaf eines erschöpften Arbeiters, der seine Ruhe braucht,..." so schrieb 1942 der Schulrat von Rochester.

Bürgergruppen, Kommunalbehörden und Schulverwaltung taten sich während des zweiten Weltkrieges zusammen um des Halloweenvandalismus zu unterbinden.. Die starken patriotischen Gefühle jener Jahre bewirkten, das der Vandalismus erheblich zurückging.

Nach Kriegsende bemühten sich die Gemeinden und bürgerliche Vereine wieder um ein sicheres Halloween, erneut fanden Festlichkeiten und Umzüge statt.

Trick or Treat –Abende finden nun nicht mehr am ursprünglichen Allerheiligen Vorabend statt, sondern an einem geeigneten Tag, an dem die Kinder schulfrei haben und wenig gefährdet sind. Viele öffentliche Veranstaltungen runden den Halloween-Rummel ab.

Ab Mitte der neunziger Jahre erklärten bestimmte amerikanische Sekten dem Halloweenfest den Krieg, dabei setzten sie die selbe unsinnige Propaganda ein, die schon jahrhunderte zuvor von ihren Vorgängern angewandt worden war.

Amüsant ist, das viele fanatischer Halloweengegner statt dieses "modernen" Festes wieder "traditionelle" Erntedankfeste zu feiern vorschlagen.

Ja war denn Samhain denn nicht ursprünglich genau das ?

Vielleicht entdecken die fundamentalen Gegner doch noch ihre keltischen Wurzeln wieder !

Das ursprüngliche Samhain markierte das Ende der Erntezeit und war ein Tag der Ahnenverehrung.

Halloween ist heute eher ein gesellschaftliches Ereignis als ein religiöses Fest.

Unsere Kinder schnitzen vergnügt Kürbisse und freuen sich auf eine Nacht, wo sie um die Häuser ziehen können. Nutzen wir diesen Tag doch dazu um unseren Nachbarn wieder ein bisschen näher zu kommen, Alt und Jung gemeinsam feiern zu lassen, laden sie ein paar Kinder zu Halloweenpartys ein, erzählen sie Gruselgeschichten und backen sie Kekse, um dem kommerziellen Trubel aus dem Weg zu gehen.

Und lassen wir Halloween das sein, was es schon jahrhunderte lang war, ein Fest mit europäischen Wurzeln, das Menschen miteinander verbindet und an dem Freude regiert ...

Engel


Engel (lat. angelus, vo, altgriechisch ángelos "Bote“, "Abgesandter", Übersetzung von hebr. mal'ach „Bote“) sind Geistwesen, die in den Lehren der monotheistischen abrahamitischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams durch Gott geschaffen wurden und diesem untergeordnet sind. Es handelt sich dabei um einen monotheistischen Gott (z.B. Hexen, Schamanen und Druiden glauben an polytheistische Gottheiten - also nicht nur an einen Gott).

Das religiöse Verständnis von Engeln und ihrer Funktion und Ordnung ist weitgehend den alten religiösen Texten des Tanach, dem Alten und Neues Testament sowie dem Koran entnommen. Neben den kanonischen Schriften treten als Quellen für die Vorstellungen von Engeln spätantike und mittelalterliche Heiligenlegenden, Homilien. Wundergeschichten und volkstümliches Erzählgut wie Sagen und Märchen auf. Auf den Deutungen dieser Quellen bauen Texte der Moderne auf, u. a. so genannte „Engelslehren“. Insbesondere verbreitet sind die zahlreichen Engelvorstellungen der Esoterik.

Die Vorstellung eines geistigen Wesens neben dem Hauptgott oder den Hauptgottheiten ist im vorderasiatischen Kulturraum alt überliefertes Kulturgut. In den Mythographien Babyloniens und aus den heiligen Schriften des Zoroastrismus sind ähnliche Mittler zwischen Gottheit und Welt zu finden. Bildliche Darstellungen zeigen Engel meist als geflügelte Wesen. Mythische geflügelte Mischwesen im persischen Reich und die Darstellung altägyptischer Gottheiten zeigen Wesen, die zur sakralen göttlichen Sphäre gehören. Engelgestalten sind daher keine Vollgötter, sondern der Kategorie der Halbgottheiten zuzuordnen.

Manchmal werden auch die in polytheistischen Religionen (mehr als an eine Gottheit glaubens) zu findenden gottgleichen, aber nicht göttlichen Wesen (!!!), die das Überirdische vermitteln können, mit Engel übersetzt oder verglichen, so z. B. Deva, die indischen Halbgötter und Gottheiten. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Engel jedoch Boten eines einzigen Gottes einer der monotheistischen Anschauungen.

Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Engel

Montag, 17. Oktober 2011

Welt der Täuschungen und Placebos


Wenn sich Menschen über positive (!) Manipulationen durch die Magie mokieren, dann sage ich gern stets, wir sind in unserer heutigen "werbewirksamen" Welt fast ständig von Manipulationen umgeben und kann sich ihnen kaum entziehen.

Wenn es nicht im Negativen gemeint ist (gute Unterstützungen in allen Lebenslagen z.B.), so sehe ich persönlich kein Problem darin. Gutes und Böses sind nur Sichtweisen? Na klar. Aber die Absichtserzielung spielt ja auch dabei entscheidend mit.

Die Welt war immer schon manipulativ, mit und ohne Magie.

Bloß niemanden beeinflussen? Wieso? Das beginnt doch schon im Kleinen zu Hause mit Sätzen wie "Wenn du mich lieb hast, kannst du mir bitte einen Tee machen..:" Der passende Augenaufschlag der Dame des Hauses dazu rundet das Ganze zu einem Komplett-Paket ab.

Manipulationen in unserer Umwelt? Ja klaro, jede Menge sogar! Praktisch rund um die Uhr.

Egal, ob man besorgeten Müttern sugggerieren will, daß die kleinen Frucht-Joghurts, welche ihre Kinder so gern mögen, keinen Kristallzucker enthalten (aber ebenso viel Flüssigzucker, der die absolut gleiche Wirkung hat), daß die fruchtigen Kaubonbons 100 % ohne Fett sind (aber mit jeder Menge Zucker) usw. Solche Produkte werden gern von jungen, sportlichen und dynamisch wirkenden Leuten im TV, im Internet und auf Plakaten präsentiert.

Eine etwas stabilere Dame in unvorteilhafter Bekleidung kaut in der Werbung an einem Schokoriegel? Wohl eher nicht.

Reinliche Hausfrauen hoffen nach der Werbeindustrie auf das "weißeste Weiß ihres Lebens". Obwohl ... weißer als Weiß geht nicht, dann ist es eben nicht mehr weiß. Und eine Banane kann nicht "bananiger schmecken", als eine andere - egal von welchem Anbieter. Wer wünscht sich nicht ein sicheres Auto, in dem sich auch Kinder sicher fühlen?

Daß die Warenpräsentation auch in unseren Läden nicht zufällig ausgewählt ist, ist ja altbeskannt: Teurere Produkte befinden sich stets in Hand- und Augenhöhe, preiswertere gleicher Qualität eine Etage tiefer oder unscheinbar daneben. Der Mensch ansich hat gern "alles sofort im Blicj / Griff" und bückt sich nicht gern. Letzte Kleidigkeiten wie Zigaretten oder Schokoriegel werden dem wartenden Kunden und deren LKindern gleich in Blickrichtung präsentiert. Nicht jede/r fällt auf diese unterschwellige Manipuolation herein, aber genügend Leutchen lassen dabei mehr Geld in den Unternehmen, als sie eigentlich wollten.

Die Welt der Werbung hat alles das mittlerweile perfektioniert, den Konsumenten etwas vorzugaukeln, ganze Phantasien, Träume und Welten mit Produkten zu verknüpfen, die eigentlich gar nichts mehr mit dem Konsumgut als solches zu tun haben. Placebo-Produkte könnte man diese Güter nennen, Güter, die mit etwas Glauben an ihre Versprechen Wunderdinge vollbringen.

Der renommierte deutsche Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich formuliert dieses Phänomen in einem Beitrag für die bildwissenschaftliche Zeitung „Image" folgendermaßen: „Viele Konsumgüter sind heute ausdrücklich darauf angelegt, nicht nur Fiktionen zu erzeugen, die den Fiktionen von Literatur und Kino ähneln, sondern sie so eindrucksvoll in Szene zu setzen, dass ihre Inhalte als wirklich erlebt werden." 

Tees, Anti-Aging-Cremes, Mineralwasser oder Duschgels, so der Wissenschaftler, würden versprechen, man könne durch sie entspannt, verjüngt, erfrischt oder cooler werden.

So sieht Ullrich den Placebo-Effekt längst auf unseren Märkten angekommen: „Macht man sich klar, wie viele Produkttypen physische oder psychische Effekte versprechen, dann wird man von der Ansicht abrücken müssen, Placeboeffekte seien vornehmlich ein Phänomen der Pharmazie."

 Yahoo! Finanzen wirft einen Blick in den Alltag und zeigt Dinge und Produkte, an deren Wirkung wir glauben, obwohl sie diese Wirkung überhaupt nicht hervorrufen.

Der absolute Klassiker unter den Placebo-Produkten ist der „Aufzugtüren-Schließen-Knopf", der in jedem Lift zu finden ist. Jeder kennt die Situation, in der er 20-mal den Knopf drückt, nichts passiert und erst beim 21. Mal schließt sich die Tür. Dennoch bilden wir uns ein, dies wäre auf das Drücken des „Aufzug-Schließen-Knopfes" zurückzuführen. So täuschen wir uns selbst und werden auch beim nächsten Mal wieder im festen Glauben an das Auslösen des Schließ-Mechanismus den Knopf betätigen. Man kann nur hoffen, dass der ebenfalls im Aufzug angebrachte „Alarm-Knopf", den wohl die wenigsten Lift-Fahrer jemals betätigt haben, nicht auch ein solches Placebo-Produkt ist.

Die Palette von vorgaukelnden Scharlatanprodukten ist im Fitness-Sektor besonders groß. Sie reicht von kleinen, Elektroschocks verabreichenden Bauchmuskel-Pads, die bequem beim Fernsehen ein Sixpack zaubern, über Wunderschuhe, dank denen gemütliches Flanieren jede Bauch-Beine-Po-Trainigseinheit ersetzt, bis hin zu jeder Menge Pillen, Tabletten und Tropfen, die einen in kürzester Zeit von einem schmächtigen Woody Allen in einen strotzenden Arnold Schwarzenegger verwandeln - angeblich.

Die Wirksamkeit dieser Produkte muss doch stark angezweifelt werden. Aber sie bedienen das allzumenschliche Verlangen nach körperlicher Superkraft ohne körperliche Anstrengung, Schweiß und Tränen. Was für Bären einem da aber teilweise aufgebunden werden zeigt der aktuelle Fall Reebok in den USA. Der Schuhhersteller muss 25 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil er die Modelle Easy Tone und Run Tone damit bewarb, sie würden einen straffen Po und feste Oberschenkel machen. Diese Wirkung konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.

„Signal kommt", leuchtet in roten Lettern von den Schaltern an alten Fußgänger-Ampeln, wenn man sie betätigt. Der Schriftzug vermittelt das Gefühl, dass man selbst in die Regelung des Straßenverkehrs eingegriffen hat, sich das wohlverdiente Recht des Passanten erkämpft hat. Dass das unter Umständen nicht so sein muss und hier nur eine gemeines Täuschung vorliegt, zeigt der Fall der Stadt New York.

Vor einigen Jahren schon gab der „Schmelztigel der Welt" bekannt, dass kaum noch Ampel-Signal-Schalter aktiv seien und diese durch automatische Schaltungs-Regler ersetzt seien. Da es dem „Big Apple" aber zu teuer ist, alle Schalter zu entfernen, sind die nicht funktionstüchtigen Schalter nach wie vor an den Ampeln angebracht, um dort munter Passanten zu täuschen.

Für jede Sehnsucht gibt es mittlerweile ein Wasser. Eines zum Wohlfühlen, eines zum Energie tanken, eines für den Wellness-Faktor, eines für die innere Mitte und Balance. Durch Nuancen von exotische Zusätzen wie Guarana, Kombucha, Zitronengras oder „ominösem" H2O werden diese Illusionen erzeugt und verstärkt und gehen als farbenfrohe Träume in unseren werbebeeinflussten Köpfen auf.

ulturwissenschaftler Ullrich stellt sich daher die Frage: „Wer hätte sich vor fünfzehn oder zwanzig Jahren vorstellen können, dass Wasser Energie oder Entspannung, Fitness oder Spiritualität vermitteln soll?" Eine Erklärung schiebt der Konsumforscher aber auch gleich hinterher: „Zwar gibt es eine große Tradition von Heil- und Weihwassern, die ihrerseits für viele Placeboeffekte verantwortlich gewesen sein dürften, aber im Unterschied zu ehedem ist es mittlerweile allein das Design und Marketing, das geradezu beliebige Wirkungen glaubhaft macht."

Der einzige Produkt-Sektor, der den Heil-, Energie- und Wellness-Wassern noch das Wasser reichen kann, ist der Sektor der Beauty- und Körperpflege-Produkte. Der Sportler kann sich für 1,49 Euro ein Duschgel kredenzen, dass angeblich die Muskeln entspannt wie eine Thai-Massage, die gestresste Großstadt-Dame kann sich mit einem Duschbad in eine sinnliche Oase aus Tausend und einer Nacht versetzen, der leicht schüttere ältere Herr koffeiniert seine Haarwurzeln, und der Althippie badet im Wasser mit Hanf und Opium-Zusätzen.

Dabei, so Kulturwissenschaftler Ullrich, würde gerne mit Begriffen, die sonst im Zusammenhang mit Medikamenten auftauchen, geworben, also mit Hinweisen auf Vitamine, Proteine oder Mineralstoffe. „Selbst bei Produkten wie Deos wird noch so getan, als könnten die Inhaltsstoffe in den Stoffwechsel eindringen und damit nicht nur äußerlich wirken." Dennoch sieht Ullrich dieses Vorgaukeln von Wirkungen nicht nur kritisch. Er betont die positive Wirkung, die Placebo-Effekte haben können, wenn man wirklich an sie glaubt. So sieht er eine goldene Zukunft für Placebo-Produkte voraus, in der „die Konsumenten selbst von einfachsten Produkten Heil erfahren, umgekehrt aber vielleicht schon bald keine Dinge mehr ertragen, die auf therapeutische Dienste verzichten."


Quelle:

http://de.finance.yahoo.com/nachrichten/Placebo-Produkte-5-Dinge-yahoofinanzen-2787769030.html?x=0