Freitag, 20. Februar 2009

Das Heilkraut Brennessel


Wer kennt sie nicht – Brennesseln. Sie wachsen fast überall auf der Welt. Für viele Gärtner oft genau dort, wo sie scheinbar besser nicht sein sollen. Leider gibt es diese Ansicht. Man schimpft die Brennessel auch “Unkraut”.

Man weiss – meist aus eigener Erfahrung – dass sie bei falscher Berührung sehr unangenehme und juckende Quaddeln auf der Haut erzeugen können. Bei Berührung der frischen Pflanze brechen nämlich die kugelförmigen Spitzen der Brennhaare wie Glas ab, so dass ihr Inhalt (Ameisensäure, biogene Amine und weitere, auch noch nicht bekannte Substanzen) in die Haut freigesetzt wird und das typische Brennen auf der Haut und die Quaddelbildung bewirkt.

Junge Blätter und Triebe besitzen übrigens noch keine Brennhaare, so dass sie als nährstoffreiches Gemüse oder Salat verzehrt werden können.
Von wegen Unkraut!

Dabei ist die Brennessel eine der wichtigsten Heilkräuter überhaupt. Man sollte z.B. jeden Tag eine Tasse Brennesseltee trinken.

In den alten Zeiten war über dieses außergewöhnliche und ebenso leicht verfügbare Heilkraut sinngemäß der Text bekannt …

“Wer Brennessel im Haus hat, braucht keinen Arzt.”

Natürlich gilt das sicher nicht für alle Erkrankungen. Aber für überraschend viele – Zur Vorbeugung macht es sicher Sinn. Viele Schadstoffe, die wir einfach mit der Nahrung aufnehmen, werden durch den Brennesseltee ausgeschwemmt.

Junge Brennesseltriebe werden wegen ihres hohen Vitamingehalts und ihres feinsäuerlichen Geschmacks als Salat und Gemüse (wie Spinat oder Grünkohl zubereitet) geschätzt.

Besondere Verbreitung fanden Brennnesselgerichte in Notzeiten, in denen Blattgemüse wie Spinat oder Gartensalat zugunsten nahrhafterer Pflanzen kaum angebaut wurden, und bei der armen Bevölkerung, da Brennnesseln auf Brachflächen und in lichten Wäldern reichlich gesammelt werden können.

Die jungen Blätter der Brennnessel besitzen übrigens reichlich Vitamin A und C. Zuvor gut abgekocht, ist das Kraut eine gesunde Bereicherung für jeden Salat. Der Geschmack ist sehr angenehm “spinatig”.

Allerdings solltet ihr nicht gerade Brennnesseln verwenden, die ihr neben einer viel befahrenen Straße gesammelt habt (Blei und Schwermetalle durch PKWs usw.)
Um auf den Brennesselgeschmack zu kommen, kann man zum Einstieg im Feinschmeckerladen ein Stück Brennnesselkäse (!) ausprobieren. Aber Vorsicht: Feinschmeckerpreis – weil eine Delikatesse!

Den besten Geschmack haben die ersten, etwa 20 Zentimeter langen Pflanzen im Frühjahr oder bei größeren Pflanzen die noch jungen Triebspitzen.

Der unangenehmen Wirkung der Nesselhaare kann man entgegenwirken, indem man die Triebe in ein Tuch wickelt und stark wringt, sie kurz blanchiert oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht. Ist die Pflanze getrocknet, verliert sie ebenfalls ihre “reizende Wirkung”.

Die üblichen Zubereitungen sind roh als / im (Wild)Salat (wobei die Nesselhaare durch das Vermischen mit der Sauce / dem Dressing zerstört werden) oder blanchiert und wie Spinat verwendet als „Brennnesselspinat“ oder als schmackhafte Brennnesselsuppe.

Früher wurden gelegentlich Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesselblätter gewickelt, um sie länger frisch zu halten. Tatsächlich verhindern die Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung bestimmter Bakterien (!!!).

Die Brennessel ist auch eine hervorragende Stoffwechsel-Pflanze. Vor allem als Frühjahrskur wirkt sie wahre Wunder, indem sie all die Schlacken und Giftstoffe des Winters aus dem Körper ausspült. Man kann sie als Tee trinken, im Salat, in der Suppe und gekocht wie Spinat essen. Gut gewürzt und zusammen mit anderen Kräutern schmeckt das alles wunderbar und gibt frische Kräfte.

Als Tinktur kann man die Brennessel gegen Haarausfall in die Kopfhaut einmassieren. Außerdem macht sie sich getrocknet in Nieren-Blasen-Teemischungen sehr gut.
Sie hilft auch gegen Rheumatismus und Gicht, weil sie die Giftstoffe aus dem Körper ausspült.

Besonders mutige Rheumapatienten lassen sich mit der ganzen Pflanze schlagen, um die Reizwirkung des Brennesselgiftes auszunutzen. Besser als jedes ABC-Pflaster! Bei dieser Methode sollte man jedoch vorsichtig sein, weil es auch zu Überreaktionen auf das Brennesselgift kommen kann. Also lieber austesten und mit Bedacht an die Sache heran gehen.

Die Brennesselsamen geben (Mannes)Kraft und wirken auch gut bei Erschöpfungszuständen, Mattheit und Abgeschlagenheit.

Heilwirkungen der Brennessel sind im allgemeinen:

• enthält viel Vitamin C,
• ist blutreinigend,
• blutbildend,
• blutstillend,
• Stoffwechselfördernd,
• hilft bei Harnwegserkrankungen,
• Rheumatismus,
• Gicht,
• ist Haarwuchsfördernd,
• hilft gegen Schuppen,
• hilft bei Frühjahrsmüdigkeit,
• Appetitlosigkeit,
• Verstopfung,
• Durchfall,
• Magenschwäche,
• Nierenschwäche,
• unterstützend bei Diabetes,
• Bluthochdruck,
• Menstruationsbeschwerden und vieles mehr.

Was jetzt natürlich kommen muss: natürlich alles nur vorbeugend / unterstützend. Bei ernsthaften Gesundheitsproblemen muss selbstverständlich der Arzt oder Heilpraktiker der erste Ansprechpartner sein. Aber auch dieser lässt sich so manches mal durch die Unterstützung der Kräuterkunde verblüffen.

Also, besser keine Brennessel unachtsam ausrupfen, weil sie scheinbar nicht in die “geordnete Gartenlandschaft” zu passen scheint. Es ist ein HEILKRAUT aller erster Güte und sollte deshalb auch einen besonderen Platz im Naturgarten haben. Aber den holt sich die Brennessel schon selbst. Nur leider wird sie als Heilkraut meistens verkannt.

Viele Grüße, Maran